Dauerhafte EinträgeWas bringt das Tempolimit 120/130 tatsächlich?Grund für diesen Artikel ist eine Nichtfreigabe eines Kommentars bei einem ziemlich witzigen Artikel auf der Mainpost. Die Kitzinger Landrätin hatte wohl einen Brief ans Ministerium gesendet und um Einführung eines Tempolimits gebeten. Nach 2 Monaten kam jetzt wohl eine Antwort. Es geht hier nicht um diesen witzigen Umstand, dass sich die Landrätin jetzt Bundespolitik macht. Egal. Es geht darum, dass ich einen Kommentar abgesendet habe, der „gegen die Richtlinien“ verstößt. Darin hatte ich nur darauf hingewiesen, dass die ganze Diskussion um ein Tempolimit etwas falsch ist, ich würde jetzt im Moment sogar „verlogen“ sagen. Ja, es gibt sicher weniger Verbrauch, ja es gibt weniger Emissionen und wohl auch den einen oder anderen Verkehrstoten weniger. Aber auf diese „Fakten“ möchte ich jetzt näher eingehen. In der öffentlichen Diskussion gegen das Auto werden immer wieder angebliche Zahlen und Fakten hin geworfen, was das ach so böse deutsche Auto eigentlich unserem Weltklima antut. Aber auf die „in-Bezug-Setzung“ Deutschland – Welt gehe ich jetzt nicht ein, da gibt es am Ende ein Bildchen. Es ist nur so, dass wir wohl für 2% der Treibhausgase verantwortlich sind, obwohl wir nur 1% der Bevölkerung ausmachen (beides gerundet). Es soll hier um die „massiven Einsparungen“ des Verkehrssektors gehen, die gefordert werden.Und – ob diese realistisch sind. Hierzu bediene ich mich hauptsächlich mehrerer Quellen: [1] https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland Also tragen wir erst mal Zahlen zusammen. Wir sollten also erst mal die CO2-Emissionen Deutschlands ermitteln, dann die des Verkehrsektors und dann die des PKW-Verkehrs. Denn gegen diesen wird ja gerade eine Feldzug geführt: Zum Glück gibt es auf der eben genannten Seite auch eine Tabelle, der wir Werte für CO2 entnehmen können: Energiebedingte Emissionen: 627.268 (in Tsd Tonnen) Abfallwirtschaft: hat angeblich nie CO2-Emissionen. Egal. Addieren wir diese 3 Werte, kommen wir auf 674.821 (in Tsd Tonnen) Also.. knapp unter 700 Millionen. Lassen wir diesen Wert stehen. Der Verkehrssektor wird hier also nicht aufgeführt. Dieser sollte also rechnerisch in den 627 Mio Tonnen der „energiebedingten Emissionen“ enthalten sein, genauso wie die ganzen Öl, Gas-Heizungen, etc. Wer nun glaubt, Seite [2] gibt uns nun eine genaue Auskunft über die CO2-Emissionen des Verkehrs – leider nein. Dort sind nur %-Werte in Bezug auf 1995 vermerkt – aber… auch folgender Absatz: Das heißt, das einzelne Fahrzeug stößt weniger aus, aber (mehr Fahrzeuge und) mehr Kilometer pro Fahrzeug machen die Einsparungen wett. Auch der Link [5] arbeitet nicht mit realen Zahlen, sondern mit dem Bezugssystem g/km. Das hilft ebenfalls nicht, wenn es um die Einordnung geht, wieviel Millionen Tonnen der PKW-Verkehr ausmacht. Da sich keine Zahlen "so" finden lassen, müssen wir diese aus einer bemerkenswerten Pressemitteilung aus gleichen Hause [3] stammenden kurzen Textpassage und herleiten bzw. aus der Grafik entnehmen. 2018 verursachten Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf Autobahnen in Deutschland Treibhausgasemissionen in Höhe von rund 39,1 Millionen Tonnen Kohlendioxid-Äquivalente (CO2-Äquivalente), der gesamte Verkehrssektor 163 Millionen Tonnen. Ein generelles Tempolimit von 120 km/h könnten die Treibhausgasemissionen beispielsweise um 2,6 Millionen CO2-Äquivalente reduzieren – das sind rund 6,6 Prozent der Emissionen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen auf Autobahnen. Dirk Messner: „Ein generelles Tempolimit auf Autobahnen ist ein sinnvoller Klimaschutzbeitrag. Denn gerade der Verkehrssektor hat seit 1990 wenig zum Klimaschutz beigetragen. Ich erinnere mich, unter der alten Bundesregierung bessere Grafiken gefunden zu haben. Dort war das Einsparen des Verkehrssektors besser ersichtlich und zeigte auch, dass der Güterverkehr (Binnenschiffe, Überseeschiffe,..) auch einen größeren Anteil hat. Vielleicht finde ich diese Zahlen wieder. Denn „per Kilometer“ sagt nichts über „Gesamt“ aus. Immerhin finde ich in diesem Bericht [8] in Tabelle 6 auf Seite 49 etwas: Aber rechnen wir für den „Privatverkehr“ weiter – und leider werden wir jetzt ungenau, da wir verschiedene Jahre betrachten müssen: 2018 lag unser Wert nicht bei 672/700 Mio Tonnen, sondern lt. Tabelle 704.528 + 47.025 + 2.855 = 754.408 Tsd Tonnen Das heißt, der Verkehrssektor machte 2018 mit 163 Mio Tonnen ca. 21 % der Emissionen aus. Davon macht der PKW Verkehr mit 39,1 Mio Tonnen 23% am Verkehrssektor aus, oder 5,2% des Gesamt CO2-Ausstoß. Wow. Das muss man erst mal sacken lassen. Der PKW-Verkehr ist für ca. 5,2% des gesamten CO2-Austoß verantwortlich. Bedenkt man nun, dass zwischen 2018 auf 2021 der Energiesektor von 704 Mio Tonnen auf 627 Mio Tonnen gefallen ist, doch sicher auch Einsparungen im Verkehrssektor stattgefunden haben. Ob es an den % Zahlen etwas ändert, sei dahin gestellt. Aber die Größenordnung sollte klar sein. Schaut man jetzt nochmal auf die Güterverkehr-Tabelle fallen einem die Werte dort ins Auge. Die LKW fahren idR 80-100km/h und erreichten 46,8 Mio Tonnen im Jahr 2017. Nachteilig dürfte sich hier auch unser Transitstatus bemerkbar machen, da die hier verkehrenden LKW ja nicht unbedingt unter Kontrolle unserer Bundesregierung fallen. Google-Abfrage für Deutschland: Frhrzeugbestand 2021: 66,9 Mio (59,0 Mio KFZ, 7,9 Mio Anhäger) und LKW-Bestand 2021: 3,55 Mio (davon 3,3 Mio Diesel) - PKW -Treffer vom KBA, LKW-Treffer wieder Statista, die KBA zitieren Aber egal: 39 Mio Tonnen 2018 sind weniger als 47 Mio Tonnen 2017. Nun wird mit 2,6 Millionen Tonnen Einsparung bei Tempo 120 geworben. Wir sprechen davon, dass zwischen 2018 und 2021 ein CO2-Rückgang von 754 Mio Tonnen auf 672 Mio Tonnen stattfand – also in der Summe 82 Mio Tonnen – ja… das wäre ein kleiner Beitrag im Verhältnis. Aber was bedeuten nun diese 2,6 Mio Tonnen, die man einsparen möchte rechnerisch, auf die Autos bezogen? Stopp: bevor ich hierauf eingehe eine kleine Übersicht über die Medienlandschaft, Lobbyverbände und Co. Jeder hat eine andere Zahl an Einsparpotential: https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/faktenfuchs-was-bringt-ein-tempolimit-auf-autobahnen,SdEUSXg https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2020-06-15_texte_38-2020_wirkung-tempolimit_bf.pdf (Seite 26) besagt: Die Tagesschau beschreibt neben den 1,9 Mio t, 2,9 Mio t des Umweltbundesamt auch das Tempolimit von 100 mit einem Potential von 5,4 Mio Tonnen – diese beziehen sich definitiv auf Pressemitteilung [3]. Das Handelsblatt hält sich etwas ungenauer auf Basis einer Studie von 1999 mit ca. 3 Mio Tonnen und bei einer Studie von 2018 von 2 bis 3,5 Mio t. https://www.handelsblatt.com/mobilitaet/motor/debatte-ist-ein-tempolimit-wirklich-gut-fuers-klima/25546934.html Der Verein, der am meisten Panik mit übertriebenen Meldungen macht ist ja die DUH. Auch die haben natürlich eine Meinung zu Tempolimits. Nehmen wir also aus [1] zwei weitere Bilder:
Schlimmer finde ich die Aussage des DUH, dass CO2 der schlimmste Klimatreiber sei. Nunja. Die DUH sollte wissen, dass N2O (Lachgas) 200x schädlicher ist und Methan immerhin noch 25x. https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/lachgas-methan Dieser Verein sollte sich dann diesem Umstand gewahr werden: Methan wird durch dass Abschmelzen der Pole freigesetzt. Wir wollen uns aber auf CO2 in Deutschland konzentrieren und schauen auch mal „lokal“. Nun hat sich die Mainpost auch dem Thema angenommen und einen Artikel verfasst, der auch auf Einsparungen eingeht – und sich ebenso dem Umweltbundesamt bedient. Zwischenfazit: Alle möglichen Artikel beziehen sich auf das Umweltbundesamt mit verschiedenen Zahlen. Diese stammen u.U. aus verschiedenen Jahren. Aber egal wie. Scheinbar kann keiner genau errechnen, was an CO2 eingespart wird. Auch das Umweltbundesamt nicht. Traurig – aber vollkommen klar. Denn eine Komponente wurde bisher ausgeklammert. Wer fährt wie viel. Aber auch hierfür findet sich bei [7] eine Studie. Mit Hilfe der Navifirma TomTom haben diese eine Auswertung der gefahrenen Geschwindigkeiten erstellt.
So, wieder zurück zur Frage der Ersparnis laut dem ZEITartikel:
Und dann ist das Bild eine sehr gute Aussage. Die Hauptakzeptanz liegt wohl bei 130-40km/h. Die dritte Grafik der Auswertung enthält nun aber Sprengstoff.
Spannender sind die beiden 4% - Blöcke. Diese halten sich schon heute nicht an Tempo 120 – Begrenzungen und setzen auch darauf, dass dort nicht geblitzt wird. Deutschland hat 70% ungeregelte Autobahnen. Wenn ich daran denke, dass ein gutes, normales Verkehrsschild locker 600-1.000 Euro kosten, wird mir an dieser Stelle mulmig. Wir haben kein Section Control wie Österreich. Wie soll dieses Tempolimit kontrolliert werden? Die Polizei hat sicher noch andere Aufgaben. Aber nehmen wir das, was die ZEIT auch schreibt: Offensichtlich sind viele Autofahrerinnen und Autofahrer vom Tempo 100 genervt und überschreiten es häufig – von Tempo 60 gar nicht zu reden, an das sich kaum jemand hält. Die Daten könnten aber ein Beleg dafür sein, dass vielen Tempo 120 als Reisegeschwindigkeit genügt. Den letzten Satz würde ich so nicht stehen lassen, wenn man die Zahlen oben sieht. Die Aussage scheint dem gesellschaftlichen Druck zu 120 km/h geschuldet. Die 20%, die bis 130km/h fahren werden das sicher nicht bei einem flächendeckenden 120 mit machen. Diese werden mehrheitlich ihr Verhalten sicher nicht umstellen. Betrachtet man die beiden anderen Grafiken im Kontext, scheint Tempo 130 eben eher akzeptiert zu werden, als 120. Bleiben noch die 10% die bis 140 fahren und 2x 4%, die noch schneller fahren. Rein psychologisch gesehen, wäre es utopisch anzunehmen, dass diese plötzlich eine Eingebung haben und 120/30 akzeptieren. Von den 18% „Rasern“ kann man froh sein, wenn die Hälfte etwas langsamer fährt. Und nun nochmal zum Thema Einsparungen. Die Grafik aus [4] lässt hierbei schön eines sehen:
Aber unabhängig von 120/130. Wir sehen, dass die meisten CO2-Ausstöße vom 4%-Block „über 150km/h“ kommen. Und hier wiederhole ich mich gerne nochmal: diese Personen wirst Du nicht komplett einfangen. Genauso wie die 20% oder 30% derer, die „10 schneller fahren, wie auf dem Schild“. Man muss sich nochmal ins Gedächtnis rufen. Die Einsparungen von 1,9 Mio Tonnen oder 2,6 Mio Tonnen CO2-Äquivalente [3], sollen von 28% oder 38% der Autofahrer erbracht werden. Die anderen fahren ja schließlich unter 120/130km/h. Und da sage ich: nein, unrealistisch. Nehme ich den Aufwand mit Beschilderungen, Kontrollen, steht das nicht im Verhältnis zu dem, was vermutlich real eingespart werden kann. Zum Glück muss man ja bei einem Tempolimit nicht „zu viele neue Schilder“ aufstellen, man wüsste ja, wie schnell man maximal darf. Aber bei unserer deutschen Verwaltung würde ich nicht auf diese Erkenntnis setzen Von den 38% der Autofahrer würde ich eine Verhaltensänderung von vielleicht der Hälfte bis maximal 2/3 erwarten. Eher weniger. Zudem steigen viele noch auf E-Autos um, deren CO2-Bilanz ja leider verfälscht. Die E-Fuels und da H2 kommen jetzt auch in die Gänge. Deren CO2-Ausst Daher sage ich: niemand kann eine Einsparung durch ein Tempolimit genau vorhersagen. Man sieht es ja auch an den verschiedenen Zahlen in den Medien, die sich auf das Umweltbundesamt beziehen. Für mich realistisch gesehen, ist eine Einsparung von 1-1,2 Mio Tonnen echt recht gut dabei. Denke ich nun wieder an die bisher eingesparten 80 Mio Tonnen im Energiesektor. Nun gut. Das vllt. zur Einordnung zu meiner Aussage im Mainpost-Kommentar. Wenn ich jetzt sehe, dass ich 7 Seiten zur Darlegung brauche und nicht fertig bin. Da ist der Kommentarbereich doch etwas zu beschränkt, als zu verlangen meine Gedankengänge mit Belegen zu unterfüttern. Aber vielleicht noch ein paar Zahlen „außen herum“ zum Thema Tempolimit. Mir kam im Juni eine Grafik zum Thema Verkehrstote und Geschwindigkeitslimits unter. Ja klar – je geringer die Geschwindigkeit, desto besser die Chancen für Unfallbeteiligte. Aber als "dringendes" Argument gilt es wohl kaum in Deutschland, wenn man sich Zahlen von Statista dazu holt, was ich damals getan hatte. In den Ländern mit Limits, scheint es keinen Zusammenhang zu geben. Diese haben teilweise viel höhere Zahlen. Aber auch hier gab es vom Bild aus dem Internet leichte Abweichungen. Aber Vorsicht: es wird auf 100.000 Personen gerechnet – es sind nicht die tatsächlichen Fälle. Da ist klar jedes Opfer zu viel. Dann noch eine Statistik, die ebenso durchs Internet geistert und mir auf Facebook begegnete. Diese ist ebenso wohl auf Daten von Statista basierend.
Andere Länder hauen ein Vielfaches von dem neu raus, was wir einsparen und Bevölkerung und Wirtschaft zumuten. Dazu kommen ja noch Polkappen und Waldbrände. Zudem kann warmes Meerwasser nur weniger Gase binden. Egal wie. Wir sind auf einem guten Weg – aber gewisse Kräfte (Parteien, Verbände, Vereine) wollen uns diese Erfolge schlecht reden und fordern mehr, mehr, mehr. Sie vergessen nur dabei die Menschen mitzunehmen, die das alles bezahlen sollen. Übrigens habe ich bisher keine Antworten von den Ministerien oder Büro Habeck auf meine Gedanken/Fragen zur Energiewende. Aber das ist ein anderer Beitrag auf diesem Blog. Mein Fazit zum Thema Tempolimit: Ja, ein Tempolimit bringt sicher Einsparungen hinsichtlich Treibstoff und Emissionen. Auch bei Unfällen wird es sicher weniger schwere Auswirkungen haben. Was mir aber die Zahlen des Umweltbundesamtes und der Politik zeigen: Keiner kann genau sagen, wieviel eingespart wird. Alleine das Umweltbundesamt scheint verschiedene Zahlen in Umlauf zu geben, die dann natürlich kreisen. Nimmt man die Frage nach 120 oder 130 hinzu.. wird das natürlich nicht übersichtlicher. Jedes Jahr ein neues Einsparpotential? Der Artikel von der Zeit zeigt mir auch, dass ich Recht habe, dass die Einsparung nicht so hoch werden kann, wie immer propagiert wird. Es ist nur ein Teil der Autofahrer für die Ersparnis "zuständig", wenn man so sagen will. Und die psychologische Komponente der notorischen "ich fahre, was ich will" und "ich fahre immer 10 drüber" wird man einfach nicht komplett eliminieren können. Das reduziert das sowieso schon kleine Sparpotential noch mal. Und dann den Aufwand, Ärger dagegen setzen? Ich verstehe, warum Scholz nicht mitmachen will. Warten wir ab, ob das Limit kommt - wenn, braucht es einen Bußgeldkatalog, wie in der Schweiz - sonst wird es nichts mit dem CO2 beim privaten PKW... Achja.. wenn man mir jetzt E-Autos und EFuels hinwirft.. Auch diese haben aktuell eine CO2-Bilanz. Nur ist diese nicht sofort ersichtlich Aber das wäre ein anderes Thema. Trackbacks
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